Warum Krisen das WIR-Gefühl stärken
Gerade haben wir vermutlich etwas mehr S aus GZSZ. Und dennoch muss das nicht unbedingt die unaufhaltsame Abwärtsspirale bedeuten, je nachdem auf welche derzeitige Entwicklung man sein Augenschein legt. Die in den meisten Medien verbreiteten Berichte vermitteln den Eindruck einer starken Spaltung in der Gesellschaft. Aber ist das flächendeckend wirklich so? Eine Studie des Basel Institut of Commons and Economics lässt sogar vermuten, dass sich das soziale Miteinander in Deutschland seit Beginn der Pandemie eher verbessert hat. Die Statistikwerte in Sachen Gastfreundschaft und Hilfsbereitschaft sind im Vergleich zu 2019 leicht angestiegen.
Darauf besinnen, was wirklich zählt
Unsichere Zeiten bringen also nicht nur verborgene Ängste ans Tageslicht, sie sind auch die Chance, sich auf Wesentliches zu fokussieren. Viele Menschen beschreiben darunter meist die persönlichen Beziehungen zu ihren Familien, Partnern oder Freunden als ihren Halt und Lebenssinn. Nun ist auch kein Geheimnis, dass in jeder Familie und in jedem Freundeskreis nicht immer alles rosig ist. Aber diese Verbindungen werden weitestgehend -trotz aller Reibungen- als besonders wichtig empfunden und sie geben Sicherheit. Arbeitsteams und Familien haben eine grundlegende Gemeinsamkeit – es sind „Zwangsgemeinschaften“, man kann sich die Beteiligten nicht wie in einer WG aussuchen, meistens jedenfalls nicht. Da sind Spannungen vorprogrammiert und man muss sich für ein friedliches Miteinander aktiv einsetzen.
Wie aber kann noch eine Atmosphäre geschaffen werden, in der jeder seinen Platz findet, mehr noch: sein Potenzial entfalten kann?
Alles Vertrauenssache
Der Schlüssel liegt aus meiner Sicht im gegenseitigen Vertrauen. Super leicht gesagt, wahnsinnig schwer zu leben!
Unter welchen Umständen, beginnen wir zu vertrauen? Welche Erfahrungen sind notwendig, damit das Verhältnis zueinander auch stabil ist? Man muss durch dick und dünn gehen, sprich man muss gemeinsam mal die Rue de la caque spaziert sein, genau wie in einer Paarbeziehung. Das klingt zunächst nach einer einfachen Formel, aber wie immer steckt der Teufel im Detail und tolle Zusammenarbeit basiert natürlich auf subtileren Formen von Vertrauen. Gute Kooperation lebt von Empathie, Kompromissfähigkeit und einer positiven Grundhaltung. Und die Kenntnis über eigene Fähigkeiten ist unersetzlich. Denn wer selbst weiß, was er kann ist nicht nur in der Lage andere konkret zu unterstützen – er stärkt sich vor allem persönlich. Indem man Selbstwirksamkeit erfährt lebt man gesünder, wie beispielsweise der Fehlzeiten-Report des WidO -Wissenschaftliches Institut der AOK- belegt.
Das Glas halbvoll halten
Ein echtes WIR-Gefühl entsteht vor allem dann, wenn die Beteiligten in konkreten Situationen Unterstützung spüren. Allein zu wissen, dass es da jemanden um mich herum gibt, reicht nicht aus. Die aktuelle Situation bringt eine noch nie dagewesene neue Dimension an Unsicherheit mit sich und demnach wächst in solch einer Krisensituation das Bedürfnis der Menschen nach Sicherheit und Geborgenheit. Bevor ich mich jedoch sicher fühle, muss ich zunächst Vertrauen schöpfen – zu mir selbst, wie auch zu Anderen. Und da Vertrauen eine Emotion ist und diese nicht „über Nacht“ entsteht, braucht es viele kleine Erfahrungen unterstützt zu werden. Egal ob ich auf ein offenes Ohr eines Kollegen zurückgreifen kann, wenn ich überfordert bin oder ob mir mein Chef zeitlichen Freiraum gibt, weil ich mich derzeit schulschließungsbedingt um meine Kinder kümmern muss. Es braucht konkrete Verhaltensweisen, die nicht sich selbst sondern anderen dienen.
Vertrauen entwickelt sich eher auf einer unbewussten intuitiven Ebene, aber wir können aktiv und bewusst Wege zum Vertrauensaufbau gehen. Viele Wegweiser für euer Teamlive geben wir mit unseren Impulsen gerne mit!